Review: Legends of Wrestling II (PS2, Xbox, GCN)


by Fabsi


Gut ein Jahr nach dem ersten Legends of Wrestling Game meldet sich Acclaim mit Legends of Wrestling II wieder zurück. An allen Ecken und Enden wurde gewerkelt - mehr Wrestler, mehr Matcharten, bessere Grafik, neue Features und ein paar neue Ideen werden geboten. Leider überzeugt auch der zweite LoW Teil nicht völlig, wenn es auch schon deutliche Fortschritte gibt.

Keinen Grund zur Beschwerde liefern diesmal die verschiedenen Matcharten. Ganze elf Stück haben es ins Game geschafft und lassen kaum Wünsche offen. Besonders interessant ist dabei das 8 Man Tag, mit dem man bei den richtigen Einstellungen ein Survivor Series Match nachstellen kann - was bei aktuellen Wrestling-Games nicht oft anzutreffen ist. Auch die Wrestlerauswahl wurde stark aufgestockt und bietet inzwischen fast alles, was in den USA mal Rang und Namen hatte. Außer Rob Van Dam sind alle Wrestler des ersten Teils auch diesmal wieder dabei - und es sind gleich nochmal fast genausoviele neue dazugekommen. Leider fehlen auch diesmal wieder die Wrestler, die bei der WWE unter Vertrag stehen (Ric Flair, Shawn Michaels, Undertaker ...). Mit Mil Mascaras hat es diesmal sogar eine Legende aus Mexiko ins Game geschafft. Dafür gingen auch dieses Mal die japanischen Wrestler leer aus. Die europäische Version des Games bietet uns gleich vier zusätzliche Wrestler, die es in der US Version nicht gibt: "Big Daddy" Shirley Crabtree, Mick McManus, Giant Haystacks und Kendo Nagasaki - allesamt bekannte Namen aus Großbritannien (na dann können im nächsten Teil sicherlich auch noch Big Otto Wanz und Peter William einen Platz im Roster bekommen, oder?! ;-) ).
Auch diesmal gibt es wieder einiges freizuspielen. Die Lösung, die über erspielte Münzen zu tun, ist an sich nicht schlecht. Daß man dabei aber vorher noch um die roten und blauen Coins spielen muß,paßt überhaupt nicht zum Game und hat meiner Meinung nach in einem Wrestling-Game nichts zu suchen.
Eine gute Idee sind sicherlich auch die Video-Interviews mit den Wrestlern, die als Bonus in Game gepackt wurden. Diese sind teilweise sehr interessant und bieten einen kleinen Einblick ins Wrestling der damaligen Zeit. Auch interessant sind die kurzen Einspielungen bei den Career Endings, die man sich erst einmal erspielen muß. Negativ fällt hier allerings auf, daß man für jedes Angucken ordentlich Coins zu zahlen hat, und die teilweise nicht 100%ig genauen Infos über einzelne Wrestler.
Leider weggefallen ist die Umschaltmöglichkeit zwischen 50Hz (europäische Fernsehnorm) und 60Hz (US Norm, die - soweit vom Fernseher unterstützt - die Geschwindigkeit etwas beschleunigt), die der erste Teil gleich nach dem Einschalten bot.

Karriere: Einen interessanten Weg hat man für den Career Mode gefunden. In jeder der sechs Regionen stehen je 16 Storylines zur Auswahl (manche davon sind nur für bestimmte Wrestler zugänglich), von denen mehr oder weniger zufällig eine ausgesucht wird. Diese "zufällige" Auswahl macht es aber auch ziemlich schwer, wenn man eine bestimmte Storyline spielen möchte. Die Storylines selbst bieten leider auch nicht unbedingt die Abwechslung, die man sich wünscht. Man bestreitet seine Matches, zuerst gegen Jobber (tolle Idee!), dann wird man gegen die Superstars in den Rings gelassen. Ab und an meldet sich der Promoter zu Wort und erklärt kurz, was vor sich geht. Je nach Storyline gibts ein paar Run-Ins während der Matches, und viellicht noch ein Cage oder Ladder Match. Nach dem Titelgewinn gibts noch eine Titelverteidigung und weiter gehts zur nächsten Region. Hier wurde auch etwas am Schwierigkeitsgrad gefeilt, ab der fünften Region wirds richtig schwer. Das allerdings ziemlich plötzlich, so daß man sich anfangs kaum darauf einstellen kann und desöfteren mal ein Match verliert.
Erfreulich ist, daß man jetzt nicht mehr vor jedem Match gefragt wird, ob man den Wrestler laden möchte, wenn man die Karriere mit einem selbsterstellten Wrestler bestreitet.

Create-A-Legend: Hier gibt es im Vergleich zum Vorgänger deutlich mehr Möglichkeiten, einen Wrestler individueller zu gestalten. Mehr Kleidungsstücke jeglicher Art, bei denen man diesmal auch die Farbe frei gestalten kann, und sich nicht mehr für eine von mehreren Varianten entscheiden muß. Unverständlich ist hier, daß gerade was die Haare angeht, gespart wurde. Beim ersten LoW hatte man mehr als doppelt so viele Frisuren zur Auswahl. Hier gibt es außerdem ein Problem mit der Haarfarbe. Der von mir erstellte Wrestler steigt statt mit den von mir gewählten schwarzen Haaren immer mal wieder mit roten Haaren in den Ring, obwohl die Einstellungen nicht geändert wurden!
Die Auswahl von Moves fällt nun wesentlich leichter, da diesmal alle Wrestler in allen Situationen dieselbe Anzahl von Moves haben. Beim Vorgänger war es noch so, daß die Movesets je nach Wrestler variierten, und manche z.B. nur einen Move vom Top Rope hatten. Hier wäre es allerdings angebracht - und auch nötig - gewesen, mehr neue Moves einzubauen. Denn gerade in diesem Punkt läßt die Auswahl doch stark zu wünschen übrig und kann bei weitem nicht mit anderen aktuellen Wrestling-Games mithalten. Auch der Animationfehler, der schon beim ersten Teil auftrat, sobald man den Mummy Driver z.B. gleich zum Pin zieht, wurde nicht ausgebessert.
Leider gibt es hier auch noch einen größeren Bug. Es gibt bei der Auswahl einzelner Utensilien keinen Punkt "none" mehr, mit dem man nichts von dem angebotenen auswählen kann. Hat man sich also erstmal für z.B. eine Maske entschieden, kann man zwar jederzeit eine andere wählen - aber man muß eine wählen. Wenn der Wrestler keine mehr tragen soll, muß man schon das komplette Outfit löschen und von neuem beginnen.

Sound: Über den Soundtrack des Games läßt sich streiten. Ob die Nu Metal Songs wirklich zu einem Game passen, in dem es ums Wrestling der vornehmlich 80er Jahre geht, ist allerdings äußerst fragwürdig (wobei ich persönlich hier einen Bonuspunkt für den Titeltrack "Superstar" von Saliva geben muß, da ich diese Band schon live erleben durfte). Klar ist allerdings, daß es eindeutig zu wenig Songs sind, die sich viel zu oft wiederholen und als Hintergrundmusik etwas zu aufdringlich sind. Dafür wurden sämtliche Wrestler mit zum Teil wirklich gelungenen Entrance Themes ausgestattet. Ein paar wenige sind sogar Themes, die die Wrestler wirklich einmal verwendet haben, so z.B. bei Roddy Piper und Hulk Hogan.

Grafik: Hier gibt es nicht viel zu meckern. Durch den (sehr gut zum Game ) passenden Comic-Stil der Grafik wird natürlich verhindert, daß die Wrestler besonders realistisch aussehen. Aber man erkennt in fast allen Fällen sehr deutlich, welchen Wrestler es darstellen soll, und das ist ja die Hauptsache. Positiv fällt hier noch auf, wieviel Arbeit und Liebe zum Detail in die Outfits der Wrestler gesteckt wurde, von denen jeder Wrestler vier zu bieten hat.

Gameplay: Für meinen Geschmack deutlich zu wenig gearbeitet wurde eindeutig am Gameplay. Man schafft es inzwischen ohne jegliche Probleme, den Wrestler aufs dritte Seil klettern zu lassen, was beim Vorgänger schon manchen Spieler zur Verzweiflung treiben konnte. Dafür sind aber auch ein paar kleine Feinheiten aus dem ersten Teil komplett verschwunden. So wurde das "schubsen" des Gegners aus dem Grapple komplett entfernt, mit dem man den Gegner wunderbar in die Ringecke (hier kann dieser auch nur noch mit dem Gesicht zur Ringmitte plaziert werden, aber nicht mit Blickrichtung Publikum) oder in die Seile hängen konnte. Auch die Kollisionsabfrage ist noch genauso ungenau wie schon beim Vorgänger und auch Klippingfehler tauchen in Abständen immer mal wieder auf.
Außerdem fällt bei bis zu 8 Wrestlern gleichzeitig im Ring sehr schwer, noch gezielt Aktionen anzubringen. Hier noch auf den richtigen Gegner loszugehen, ist teilweise fast unmöglich. Auch die Computerintelligenz läßt in den meisten Fällen noch deutlich zu wünschen übrig.

Vergleich zwischen PlayStation 2, GameCube und Xbox: Im Vergleich der drei Versionen auf den großen Konsolen liegt in diesem Fall die Xbox doch schon deutlicher auf dem ersten Platz. Durch die integrierte Festplatte bietet diese wie auch schon beim Vorgänger die Möglichkeit, vorher auf der Festplatte gespeicherte Musikstücke als Soundtrack für das Game zu verwenden (was mit der Zeit auch wirklich nötig wird). Auch in den Kategorien Ladezeit und Grafik kann sich die Xbox knapp vor den GameCube und die PS2 setzen. Der größeren Power gegenüber den anderen Konsolen ist es auch zu verdanken, daß es auch nur bei der Xbox Version selbst bei 8 Wrestlern + Referee im Bild zu keinerlei Slowdowns kommt, was man von PS2 und GCN leider nicht behaupten kann.

Gesamt: Im Großen und Ganzen muß ich trotz aller Kritikpunkte sagen, daß Legends of Wrestling II ein gutes Wrestling-Game ist, und vor allem für diejenigen, die mit den doch sehr Arcade-lastigen Games von THQ nicht viel anfangen können, eine echte Alternative bietet. Dennoch ist das Game in vielen Punkten auch im zweiten Anlauf noch nicht ausgereift. Kleinere (aus dem Ring heraus einen Gegner grapplen, der auf dem hallenboden steht) und größere (im Career Mode ist mir das Game beim Testspielen zweimal plötzlich mit einem komplett grünen Bildschirm abgestürzt) Bugs mindern den Spielspaß , was eigentlich nicht hätte sein müssen.
Wie schon beim ersten Teil solltet ihr das Game vor einem Kauf erstmal probespielen.


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